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VBE Rheinland-Pfalz

Betrifft: Schreiben Lernen- aber wie?

24.02.2016

Zur aktuellen Diskussion um das vermeintliche "Schreiben nach Gehör"

Das Thema Schriftspracherwerb ist nicht nur unter Grundschulpädagogen ein Dauerbrenner. Zuletzt war es eine im Landtagswahlkampf initiierte Debatte um das "Schreiben nach Gehör", die für Gesprächsstoff, vor allem aber auch für Unruhe an den Grundschulen sorgte. Bereits in Nordrhein-Westfalen hatte es hierzu eine Landtagsinitiative gegeben.

Gemeint ist die "Reichen-Methode", besser bekannt als "Lesen durch Schreiben", die für Mängel beim Schriftspracherwerb der Schülerinnen und Schüler verantwortlich gemacht wird.

"Lesen durch Schreiben" - kein Thema für die parteipolitische Auseinandersetzung
Die Reichen-Methode, also „Lesen durch Schreiben“, hat sich offensichtlich an vielen Grundschulen bewährt, wenn auch nicht in ihrer reinen Form. Viele Kolleginnen haben damit gute Erfahrungen gemacht. Allerdings setzen nur wenige Grundschulen ausschließlich auf diese Methode.

Aus pädagogischer und methodischer Sicht hat es immer Gründe zur Diskussion gegeben. Aber diese Debatte muss den pädagogischen Profis vorbehalten bleiben, die sich der fachlichen Zusammenhänge bewusst sind.

Das Thema Schriftspracherwerb sollte deshalb nicht für parteipolitische Zwecke missbraucht werden, schon gar nicht in der Form, dass den Schulen aus taktischem Interesse Vorgaben für ihre pädagogischen Konzepte gemacht werden, durch Verbote o.ä. Das werden die Schulen - mit Recht - als Einmischung in ihre pädagogische Arbeit empfinden.

Der VBE wird sich nicht an solchen Debatten beteiligen, um diese möglicherweise nicht noch ungewollt zu befeuern, von wem auch immer sie angestoßen werden. Der VBE wird aber alles tun, um die pädagogische Freiheit der Kolleginnen und Kollegen zu schützen, weil sie ein Wesensmerkmal eines modernen Unterrichts ist.

Auch in der Schule gilt der Parlamentsvorbehalt
Gleichwohl wäre es blauäugig zu meinen, die Politik könnte keinen Einfluss auf die Schulen und deren Inhalte, Methoden und Verfahren nehmen. Nach unserer demokratischen Verfassung gilt der Parlamentsvorbehalt. Letztlich entscheidet der Gesetzgeber, also der Landtag, was in den Schulen passiert.

Die Schule ist also kein unpolitischer Ort. Deshalb kommt es zu politischen Auseinandersetzungen um die "richtige Schule" oder den "richtigen Unterricht", zuweilen sogar zu richtigen parteipolitischen Schlammschlachten. Einer besseren Bildung dienen diese in der Regel nicht.

Zur Reichen-Methode ist vor dem Hintergrund aktueller Studien festzuhalten:
Einige empirische Studien haben gezeigt, dass "Lesen durch Schreiben" bei Schülerinnen und Schüler mit ungünstigen Lernvoraussetzungen, also z. B. aus Migrantenfamilien, zu schlechten Lernergebnissen führt. Damit wird deren ohnehin bestehende Benachteiligung möglicherweise noch weiter verstärkt, was allen schulpolitischen Bemühungen zuwiderläuft, die den für Deutschland so typischen engen Zusammenhang zwischen sozialem Umfeld und Lernerfolg entschärfen wollen.

Darüber hinaus bleibt zum Schrifterwerb festzuhalten:
Von Seiten der Kultusministerkonferenz (KMK) werden an den Grundschulen als Ausgangsschriften angegeben die
- Lateinische Ausgangsschrift (LA),
- Vereinfachte Ausgangsschrift (VA),
- Schulausgangsschrift (SAS).

Im Prinzip kann jede Schule per Beschluss der Gesamtkonferenz festlegen, für welche der Ausgangsschriften sie sich für einen Zeitraum entscheidet. Der Teilrahmenplan Deutsch geht in Rheinland-Pfalz allerdings nach wie vor vom Erlernen einer „verbundenen“ Ausgangsschrift (LA und VA) aus, die über die Grundschulzeit zu einer persönlichen Handschrift entwickelt wird.

In anderen Bundesländern wird mittlerweile auch eine „Grundschrift“ erprobt, das ist eine Druckschrift (Druckbuchstaben). Darüber hinaus gibt es Initiativen, ganz auf eine Schreibschrift zu verzichten zugunsten einer besseren Beherrschung einer Tastatur.

Hier gibt es weitere fundierte Informationen zum Thema:

1. Bremerich-Vos: Lesen durch Schreiben
2. VBE/RpS: Lesen durch Schreiben
3. B&E-Ausgabe 03/2015 Schrift

 
 

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