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VBE Rheinland-Pfalz

Schuljahresstart 2020/21: VBE Rheinland-Pfalz bilanziert die erste Woche nach den Sommerferien

21.08.2020

VBE zieht Fazit nach der ersten Schulwoche: Von Regelbetrieb kann keine Rede sein!

Am 17. August startete in Rheinland-Pfalz das neue Schuljahr 2020/21 – wegen des Coronavirus unter besonderen Voraussetzungen und unter strenger Beobachtung aller Beteiligten. Sowohl die Ministerpräsidentin Malu Dreyer als auch Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig versprachen einen Regelbetrieb und so viel „Schule in Schule“ zu ermöglichen, wie es die Pandemie erlaubt. Nach einer Woche Schule zieht der VBE Rheinland-Pfalz Bilanz und blickt auf die Herausforderungen und Probleme.

Gerhard Bold, Landesvorsitzender, findet deutliche Worte: „Der Schultag beginnt für die Schülerinnen und Schüler nicht erst auf dem Schulgelände, sondern bereits auf dem Weg dahin, in völlig überfüllten Bussen. Dort ist es einfach unmöglich, dicht gedrängt Abstand zu halten und auch die Maskenpflicht wird grob vernachlässigt. Dass sich so nicht nur das Corona-Virus, sondern auch andere Krankheiten und Läuse den Weg in die Klassenräume bahnen ist unausweichlich – und unverantwortlich!

Das Problem eines sicheren Schülertransports wird überall diskutiert und nun verspricht die Regierung, auch hier nachzubessern. Wie bei so vielen Dingen, wird einmal mehr reagiert, statt frühzeitig zu agieren. Dass der aktualisierte Hygieneplan erst am vorletzten Ferientag versendet wurde, ist eine Farce!“
Auch die Stimmen aus den einzelnen Schularten beklagen, dass die aktuelle Situation Welten von einem Regelbetrieb entfernt ist:

An den Grundschulen fehlt es für die i-Dötzchen an den wichtigen Schülerpaten aus der vierten Klasse, die ihnen eigentlich den Start erleichtern sollen. Denn: eine Durchmischung der Schülerinnen und Schüler muss vermieden werden – der Religionsunterricht findet dennoch in gemischten Gruppen statt. Hier werden grundlegende Konzepte ad absurdum geführt. Auch der Betrieb der Ganztagsschulen ist nicht mehr möglich und stellt die mühevolle Organisation der Schulen auf den Kopf: Arbeitsgemeinschaften dürfen nicht mehr wie geplant jahrgangsübergreifend durchgeführt werden, Honorarkräfte verlieren durch den Wegfall/der Veränderung der AGs ihre Vertragsgrundlage und auch die Kooperation mit Fußballvereinen kann nicht realisiert werden. Die ohnehin unterfinanzierte Ganztagsschule wird gegen die Wand gefahren!

Ein ähnliches Bild zeichnet sich an Realschulen plus ab: Hier fällt es den Schülerinnen und Schülern besonders schwer, sich an Abstandsregeln zu halten – die Maskenpflicht wird in den Pausen häufig mit der Ausrede umgangen, gerade zu essen. Um den Unterricht nach Stundenplan zu ermöglichen, wird im Kurssystem unterrichtet, was wiederum eine Durchmischung der Schülerschaft zur Folge hat. Ganz banal fehlt es auch für den Sportunterricht an den Gelingensvoraussetzungen: nämlich ausreichend großer Umkleidekabinen und einer guten Lüftung der Räumlichkeiten. Abgesehen davon, dass der Leitfaden für den Sportunterricht keine klaren Vorgaben macht und die Realisierung einmal mehr an den Schulen und Lehrkräften hängen bleibt.

Schwierigkeiten und Unwägbarkeiten gibt es auch an den Integrierten Gesamtschulen: An einzelnen Schulen gab es Bemühungen, Lehrkräfte und Schülerschaft auf den Umgang mit Moodle und WebEx zu schulen, was nicht zuletzt an der digitalen Infrastruktur – sprich fehlendem Schüler-WLAN – scheiterte. Selbst mit einem bereits vorliegenden Konzept warten Schulen noch immer auf die Mittel aus dem DigitalPakt Schule. An den Schulen fehlt es an ausreichend Personal, die Vertretungssituationen sind an vielen Schulen noch immer ungeklärt; die Pausen verkürzen sich, die Wege zu den Räumen für feste Lerngruppen werden länger – das alles belastet die Lehrkräfte zusätzlich.

An den Förderschulen findet man ebenfalls individuelle Lösungen: Teilweise wurden an einigen Schulen freiwillig schärfere Maßnahmen ergriffen. So richten sich bspw. Lehrkräfte und Schülerschaft am Szenario 2 und tragen selbst im Unterricht Masken. Konsequent können sie dieses Szenario, das eine Kombination aus Präsenz- und Fernunterricht bei höheren Infektionszahlen vorsieht, aber auch nicht einhalten. Denn auch hier hakt es wieder einmal an der Digitalisierung: Der Umgang mit verschiedenen Programmen muss erlernt werden, es fehlen noch immer digitale Endgeräte und die Bandbreite lässt ebenfalls zu wünschen übrig, sodass kaum stabile Verbindungen für Videokonferenzen zustande kommen.

„Es ist der Souveränität und Spontaneität der Lehrerinnen und Lehrer zu verdanken, dass das ganz große Chaos ausgeblieben ist. Sechs Wochen lang haben sie sich auf den Schulstart vorbereitet, Konzepte geschrieben und Lösungen gefunden. Erst im Nachhinein folgen dann der aktualisierte Hygieneplan oder auch der Leitfaden für das Lernen im Präsenz- und Fernunterricht – auf die sich die Lehrkräfte erneut und ohne zeitlichen Puffer anpassen müssen.

Niemand war auf Corona vorbereitet, doch die Trial and Error-Methode zehrt an den Nerven aller. Spät getroffene Entscheidungen müssen erst auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüft werden – zum Glück wissen sich die Kolleginnen und Kollegen selbst zu helfen! Auf Unterstützung des Dienstherrn warten sie meist vergeblich oder zu lange.

Letztlich – und das darf keinesfalls aus den Augen verloren werden – leiden auch die sozialen Kompetenzen und das Miteinander unter den Einschränkungen. Insbesondere Grundschulkinder müssen sich im Umgang mit ihren Lehrkräften an neue Bedingungen anpassen, die kollegiale Zusammenarbeit wird oftmals eingeschränkt. Wir hoffen sehr, dass sich das Schulleben mit den kommenden Wochen auf einem guten Level einpendelt, in Sachen Bildungsgerechtigkeit keine Schülerin und kein Schüler auf der Strecke bleibt und die Regierung ihre Versprechen einhält! Für einige Versprechen fehlen außerdem noch die dazugehörigen Beschlüsse – wir sind gespannt, wann die digitalen Endgeräte für Lehrkräfte tatsächlich kommen werden.

Ich habe die Schönfärberei von Ministerin Hubig satt. Die von ihr so oft angepriesenen Rahmenbedingungen stimmen eben nicht – die Schulleitungen und Kollegien vor Ort baden aus, was die Politik in all den Wochen und Monaten nicht im Stande war, sorgfältig vorzubereiten.“ resümiert Gerhard Bold und erhält dafür große Zustimmung aus den Reihen des VBE Rheinland-Pfalz.

 
 

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