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VBE Rheinland-Pfalz

Zukunft Bildung: Digitalisierung und Lehrer*innenmangel – dringender Handlungsbedarf für Politik

15.11.2019

Oliver Pick: „Die Digitalisierung ist in aller Munde – und mit dem Lehrer*innenmangel die derzeit größte Herausforderung für Schulen.“

Zum Abschluss der ARD-Themenwoche „Zukunft Bildung“ zieht der VBE Rheinland-Pfalz Bilanz: An welchen Stellschrauben muss gedreht werden, damit Bildung zukunftsfähig wird? Die Digitalisierung und der Lehrer*innenmangel sind die zwei größten Faktoren, die den Bildungsalltag und -erfolg gegenwärtig prägen und die Schulen vor immer neue Herausforderungen stellen.

Digitalisierung
Repräsentative Umfragen des VBE sowie die aktuelle ARD-Umfrage belegen: Die digitale Ausstattung an Schulen und die Umsetzung der Digitalisierung an Schulen ist längst nicht zufriedenstellend. Während die digitale Entwicklung in riesigen Schritten voranschreitet, bewegt sich die Digitalisierung an den Schulen im Schneckentempo.

Oliver Pick, stellv. Landesvorsitzender und Grundschulleiter im Eifelkreis Bitburg-Prüm, kritisiert die Politik: „Die Digitalisierung wurde nicht erst gestern gestartet. Es ist nicht nachvollziehbar, warum noch immer keine einheitlichen Vorstellungen zur Umsetzung vorliegen. Es fehlt weiterhin an einer klaren Linie im Land, an Konzepten und Orientierung für Schulen. Die Verantwortung auf einzelne Schulen abzuwälzen ist bequem – aber fahrlässig! Gerade Grundschulen sind nachweislich vom privaten Interesse der Lehrer*innen abhängig, welche digitale Ausstattung angeschafft und in welchem Maße sie gepflegt wird. Das Land braucht einheitliche Beratung – selbst die kann von den Medienzentren noch immer nicht geleistet werden. Im Jahr 2019 darf keine Technik von gestern mehr anempfohlen werden. Wir laufen der Digitalisierung im Schneckentempo hinterher und leisten Fehlinvestitionen, die vermeidbar wären!

Ein weiteres Problem neben den Dauerbaustellen digitale Ausstattung und IT-Supports ist die Benennung der Digital-Koordinator*innen. Sie sollen ihre Schule jeweils ,medienpädagogisch fit für das digitale Lernen und Lehren machen‘. Auch hier schiebt die Politik die Verantwortung weit von sich – ignoriert aber den Alltag in den Schulen. Die Kolleg*innen können nicht mit einer weiteren Aufgabe betraut werden, die viele ins kalte Wasser schmeißt. Hier fehlt es neben der bloßen Zeit für diese Aufgabe auch an Fort- und Weiterbildungen, die insgesamt viel zu spät erfolgen. Ausgleich für fehlende Koordinator*innen sollen wiederum die Medienzentren schaffen. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz.“

Lehrer*innenmangel – Quer- und Seiteneinsteiger
Neben der Digitalisierung ist der Lehrer*innenmangel die größte Herausforderung für Schulen. In Rheinland-Pfalz fehlen über 3.000 Lehrer*innen – Tendenz steigend. Zuletzt machte die Bertelsmann-Studie auf den vorhersehbaren Mangel insbesondere an Grundschullehrkräften aufmerksam.

„Auch beim Lehrer*innenmangel sieht die Politik viel zu lange tatenlos zu. Der Beruf der Grundschullehrkraft ist derzeit nicht attraktiv. Es prasseln immer mehr Aufgaben auf die Kolleg*innen ein, es bleibt weniger Zeit für die eigentliche Arbeit am Kind und die Unterstützung durch multiprofessionelle Teams lässt auf sich warten.

Ein altes Problem ist und bleibt die strukturelle Unterrichtsversorgung. Sowohl die VBE-Studie zum Unterrichtsausfall 2018/19 als auch die jüngste Erhebung des Regionalalternbeirats haben aufgezeigt, dass die proklamierte Unterrichtsversorgung von 99,1% an Grundschulen eine bloße Utopie zu einem bestimmten Stichtag darstellt: Akute kurz- oder längerfristige Krankheitsfälle, Fort- und Weiterbildungen und Elternzeiten lassen die Zahl rasant und dramatisch schrumpfen. Ein alter Hut, der von Jahr zu Jahr löchriger wird.

Seit langer Zeit ist bekannt, welche Maßnahmen wirkungsvoll wären: Der Einsatz von multiprofessionellen Teams an allen Schularten! Seit Jahren warten wir auf den flächendeckenden und zeitnahen Einsatz von Schulsozialarbeiter*innen, Schulpsycholog*innen und weiterem pädagogischen Personal zur Unterstützung der Lehrer*innen und Schüler*innen. Insbesondere an Grundschulen steigt der Bedarf an Schulsozialarbeiter*innen, die hier neben akuten Fällen auch präventiv tätig werden können. Bislang hängt deren Einsatz aber von eigenen Projekten der Kommunen ab – auch hier schmückt sich die Politik mit falschen Lorbeeren.“ so Oliver Pick weiter.

Der stellvertretende Landesvorsitzende zieht eine düstere Bilanz in beiden Bereichen und macht auf den Handlungsbedarf der Politik aufmerksam: „Das Kind ist noch nicht in den Brunnen gefallen. Noch können wir etwas tun, damit Digitalisierung und Lehrer*innenmangel aufgefangen werden können: Für die Digitalisierung braucht es deutlich größere finanzielle Anstrengungen und einheitliche Konzepte, Beratungen und Orientierung für Schulen, die nicht mit eigenen IT-Experten gesegnet sind. Weiterhin muss der Lehrer*innenberuf wieder attraktiv gemacht werden. Das Einstiegsgehalt an Grundschulen muss A13/EG13 sein und alle Lehrer*innen müssen durch multiprofessionelle Teams unterstützt werden. Dafür kämpfen wir vehement und nachdrücklich!“


Repräsentative forsa-Umfragen zur Digitalisierung hat der Verband Bildung und Erziehung in den Jahren 2014, 2016 und zuletzt 2019 durchgeführt und ausgewertet. Die Betreuung und Verantwortung der IT-Ausstattung lag in Rheinland-Pfalz zu 59% in den Händen einzelner Lehrer*innen. Die notwendigen Kenntnisse, mit digitalen Endgeräten zu unterrichten, haben sich 85% der befragten Lehrer*innen privat angeeignet.

In einer weiteren Befragung unter Schulleiter*innen benannten 51% den Lehrer*innenmangel als größtes Problem an der Schule.

Alle Ergebnisse der forsa-Umfragen aus dem Jahr 2019 mit landesspezifischen Ergebnissen für Rheinland-Pfalz finden Sie auf unserer Website www.vbe-rp.de

 
 

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