Mit der Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.Mehr InformationenVerstanden
VBE Rheinland-Pfalz

Gewalt gegen Lehrkräfte: VBE Rheinland-Pfalz stellt Ergebnisse bundesweiter Schulleiterbefragung vor

24.09.2020

VBE schlägt Alarm wegen zunehmender Gewalt gegen Lehrkräfte

Eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) zeigt, dass die Gewalt gegen Lehrkräfte seit 2018 an allen Schulformen deutlich zugenommen hat. Zudem werden die Möglichkeiten der Schulleitungen, die Lehrkräfte ausreichend zu unterstützen, geringer eingeschätzt. Befragt wurden bundesweit 1.302 Schulleitungen, darunter 114 in Rheinland-Pfalz. Die Ergebnisse wurden am heutigen Donnerstag in einer Video-Pressekonferenz vorgestellt.

Gerhard Bold, Landesvorsitzender des VBE Rheinland-Pfalz, findet deutliche Worte: „Der VBE hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Gewalt gegen Lehrkräfte kein Tabuthema mehr ist. Erschreckend ist jedoch, dass Gewalt an Schulen vermehrt auftritt. Mehr als die Hälfte der Schulleitungen berichtet, dass Kolleginnen und Kollegen in den letzten fünf Jahren direkt beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt worden sind. Jeweils knapp ein Drittel erlebte psychische Gewalt über das Internet oder wurde körperlich angegriffen. Das sind Zahlen, die erschüttern.“

Oliver Pick, stellv. Landesvorsitzender und Leiter der Grundschule in Idesheim, betont die Bedeutung von multiprofessionellen Teams an allen Schulen: „Lehrkräfte haben ein Gros an Aufgaben zu bewältigen, das zunehmend komplexer wird und für die es weitere Professionen braucht. Die Kolleginnen und Kollegen an allen Schulen benötigen Unterstützung insbesondere von der Schulsozialarbeit, die bereits an Grundschulen fest installiert und funktionsfähig sein muss. Prävention beginnt im Kleinen und bei den Kleinen.“

Der VBE-Chef kritisiert die mangelnde Unterstützung durch die Politik: „Das Bildungsministerium in Rheinland-Pfalz lässt zwar verlauten, dass jede Gewalttat eine zu viel sei – jedoch sehen sie nicht, dass Gewalt zunimmt und verspricht lediglich, Handreichungen zu überarbeiten. Bisherige Entwürfe dazu kommen aus anderen Bereichen wie der Polizeiarbeit und sind für Schulen schlicht nicht anwendbar. Hier braucht es passgenaue Angebote, die weit über bloße Beratungen und Empfehlungen hinausgehen.

Lehrkräfte machen Vorfälle weitestgehend mit sich selbst aus. In den allermeisten Fällen (57 Prozent in RLP) ist es gelungen, Kolleginnen und Kollegen in Fällen von Gewalt ausreichend zu unterstützen. Hindernisse bei der Unterstützung sind nicht selten kooperationsunwillige Eltern, uneinsichtige Schülerinnen und Schüler oder auch die fehlende Unterstützung seitens des Ministeriums“, so Bold weiter.

Auftreten von Gewalt
Bundesweit gaben 61% der Schulleitungen an, dass es an ihren Schulen in den letzten fünf Jahren zu Fällen direkter psychischer Gewalt kam – vor zwei Jahren lag dieser Wert noch bei 48%. Eine ähnliche starke Steigung gibt es auch bei der psychischen Gewalt über das Internet. Gaben 2018 noch 20 Prozent der Schulleitungen an, dass diese aufgetreten sei, berichten es nun 32 Prozent. Auf diesem Niveau liegt auch das Erleben körperlicher Gewalt: 34 Prozent der Schulleitungen geben an, dass es an ihrer Schule in den letzten 5 Jahren Lehrkräfte gab, die dies erlebten – 2018 waren es noch 26 Prozent.

Schulformabhängig sind signifikante Abweichungen von den Durchschnittswerten zu beobachten. Direkte psychische Gewalt tritt deutlich häufiger an Sekundarschulen, außer dem Gymnasium, auf (73 % statt 61 %). Psychische Gewalt über das Internet tritt häufiger nach der Grundschule auf (insgesamt: 32 %, Sekundarschulen: 52 %, Gymnasium: 46 %). Körperliche Gewalt hingegen tritt häufiger in der Grundschule auf (40 % statt 34 %). „Jüngere Kinder können ihre Emotionen noch nicht so gut kontrollieren und wissen sich manchmal nicht anders zu helfen. Trotzdem ist das eine bedenkliche Zahl, die in den Kultusministerien dringend zu der Frage führen sollte, wie die Lehrkraft unterstützt werden kann. Wir fordern die Einsetzung von multiprofessionellen Teams an allen Schulen, damit auftretende Konflikte mit Fachkräften aus der Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Psychologie schnell und vertrauensvoll bearbeitet werden können“, erklärt Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des VBE.

Unterstützung der Lehrkräfte
Sorgen macht auch, dass fast jede dritte Schulleitung, die 2018 noch angab, die Kolleginnen und Kollegen, die Gewaltvorfälle erlebt haben, ausreichend unterstützen zu können, dies nicht mehr sagt. So geben dies 2020 nur noch 56 Prozent an, 2018 waren es noch 87 Prozent der Befragten. Beckmann kommentiert: „Wenn die Gewaltvorfälle stark steigen, bleibt die Unterstützung auf der Strecke. Das ist nicht die Schuld der Schulleitung, sondern eine Frage endlicher Ressourcen. Müsste nicht jede administrative Tätigkeit von ihr ausgeführt werden, hätte sie auch mehr Kapazitäten. Zudem braucht es professionelle Unterstützung durch dafür ausgebildetes Personal.“

Der VBE fordert weiterhin, bestärkt durch die aktuellen Zahlen:

  • Statistiken müssen geführt und von den Kultusministerien regelmäßig veröffentlicht werden.
  • Lehrkraft und Schulleitung müssen die volle Unterstützung des Dienstherrn erhalten. Dazu zählt auch die anonyme und unbürokratische Meldung und schnelle Hilfe nach einem Vorfall. Sinnvoll wären unter anderem Entlastungsgespräche auch für Lehrkräfte, wie sie bereits für Polizeipersonal und Notfallkräfte verfügbar sind.
  • Es braucht massive Investitionen in die Bildungsinfrastruktur, damit Lehrkräfte durch multiprofessionelle Teams mit Schulpsychologen, Schulsozialarbeitern und weiteren Fachkräften unterstützt werden können und ein Lernumfeld geschaffen werden kann, das nicht durch fehlende Ressourcen und schulbauliche Mängel geprägt ist, sondern individuelle Förderung gewährleistet. Insbesondere an Grundschulen muss Schulsozialarbeit immer greifbar sein.
  • Lehrkräfte müssen besser auf den Umgang mit Heterogenität und das Verhalten in Konfliktsituationen vorbereitet werden. Hierfür braucht es ein breites Fortbildungsangebot und mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema bereits in der Lehrkräfteausbildung.

Zum Download stehen bereit:

Bericht der bundesweiten Umfrage und die dazugehörigen Charts

Bericht mit landesspezifischen Ergebnissen für Rheinland-Pfalz und die dazugehörigen Charts

Weitere Informationen erhalten Sie beim VBE Bundesverband und auf der Schwerpunktseite Gewalt gegen Lehrkräfte.

 
 

VBE vernetzt

Recht für Lehrer
 
 
Förderpreis Lesen
 
 
ilf
r+v
 
 
 

Verband Bildung und Erziehung VBE
Landesverband Rheinland-Pfalz

VBE-Landesgeschäftsstelle:
D-55118 Mainz,
Adam-Karrillon-Straße 62

Postfach 4207, D-55032 Mainz
Telefon: 0 61 31 / 61 64 22
Telefax: 0 61 31 / 61 64 25
eMail: Info@VBE-RP.de